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Wir bauten uns Amerika - Provinz

Provinz bauen sich mit ihrem Debüt-Album Amerika, nachdem ihre EP „Reicht dir das“ ihnen den Weg - heraus aus der Provinz - auf die deutschen Bühnen ebnete. Provinz haben es geschafft, die ersten Stufen der Treppe zum Erfolg zu erklimmen - in kürzester Zeit und ohne Album. Jetzt erschien „Wir bauten uns Amerika“ und macht die Diskographie perfekt. 


Auf Außenstehende kann es so wirken, als ob Vincent, Robin, Moritz und Leon schon länger auf den Bühnen des Landes spielen. Dabei wird oft vergessen, dass Provinz erst vor einem Jahr ihre erste Single „Neonlicht“ veröffentlicht haben. Der Hype folgte schnell und so kam es, dass die vier Jungs an vielen aufstrebenden Bands vorbeizogen. Wie viele Kolleg*innen wagten sie sich mit Straßenmusik heraus in die Welt, nachdem die Cousins auf einem Familienfest ihren ersten gemeinsamen Song schrieben. Zu Beginn spielten Vincent und Robin als Duo „Twice“, bis später ihr anderer Cousin Moritz dazukam. Als Leon schließlich die Band komplettiert, suchten sie einen neuen Namen. Da Leon nicht zur Verwandtschaft gehört, blieb ihnen die Gemeinsamkeit ihrer Provinz Vogt bei Ravensburg. Diesen Namen nennt man heute oft in einem Atemzug mit Bands wie AnnenMayKantereit oder Faber. Beim Hören ihres Albums fällt auf: zurecht.

Im ersten Song fordert Vincents kräftige Stimme die Hörer*innen auf, Platz zu machen. Direkt geht es weiter mit „Tanz für mich“, der deutschen Version von „Dance Monkey“ - ähnlich eingängig, jedoch ganz und gar nicht nervig. Die Bridge bildet einen schönen Bruch des energiegeladenen Songs. In „Du wirst schon sehen“ stellen Provinz eine Verbindung zu „Ich baute Dir Amerika“ her: Die Zeile und schon bald, kauf ich dir die Welt wird in ich baute dir Amerika wieder aufgegriffen. „Ich baute Dir Amerika“ handelt von einer Beziehung, die nicht mehr funktioniert. Eine der Personen liebt die andere so sehr, dass sie alles für sie machen würde. Der Satz ich baute dir Amerika soll das darstellen, doch auch als Albumtitel macht die Amerika-Referenz Sinn. Denn was könnte ein größerer Kontrast zur Provinz sein, als das große, aufregende Amerika?

Doch der Vergleich trifft zu, wenn man die Größe und Stärke der Songs betrachtet. Durch die bisher veröffentlichten Tracks des Albums, überrascht das nicht. Jedes einzelne Lied reißt mit. Dieser Effekt entsteht durch Vincent, der sich komplett in seine Emotionen fallen lässt und hineinsteigert, wenn er über Parties, Liebe oder die Großstadt singt. 

Dieses Album markiert das Ende der Ära von Provinz als Newcomer und den Beginn des nächsten Kapitels ihrer Karriere. Provinz haben das Potenzial das ganz große Publikum zu erreichen, zu begeistern, zum tanzen und auch zum weinen zu bringen.

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