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Mitski erdolcht in "Working for the Knife" den American Dream

Vom Tellerwäscher zum Millionär – der American Dream ist für viele Menschen nur ein leeres Versprechen. So auch für die japanisch-amerikanische Künstlerin Mitski, die das in ihrer neuen Single verarbeitet.


Ich habe diesen Beitrag ursprünglich für egoFM geschrieben.


Foto: Ebru Yildiz

Was bisher geschah

Mitski studierte an der State University of New York in Purchase Komposition und veröffentlichte währenddessen ihre ersten beiden Alben. Ihre drei folgenden Alben wurden von der Musikkritik positiv aufgenommen und waren auch kommerziell erfolgreich, besonders ihr 2018 veröffentlichtes Album Be the Cowboy zählte zu den meistgefeierten des Jahres und ließ sie vom Feuilleton-Liebling zum Indie-Star werden.


Selbst wenn dir der Name Mitski trotzdem nicht bekannt vorkommt, hast du die virale Single "Nobody" sicher schon einmal in einem TikTok oder Reel gehört.

 

Vom American Dream enttäuscht 

Apropos Social Media - gestern hat Mitski ihren Instagram-Account nach zwei Jahren wieder aktiviert, um die neue Single "Working for the Knife" anzukündigen. Schon heute wurde sie veröffentlicht. Darin rechnet sie mit zerplatzten Träumen, die aufgrund von gesellschaftlichen Zwängen nicht erreichbar sind, ab: Hineingeboren in eine gesellschaftliche Schicht, in der man es sich nicht leisten kann, kreativen Tätigkeiten nachzugehen, weil man zu viel Zeit in Lohnarbeit investieren muss, um überleben zu können.

 

"It's about going from being a kid with a dream, to a grown up with a job, and feeling that somewhere along the way you got left behind. It's being confronted with a world that doesn't seem to recognize your humanity and seeing no way out of it."- Mitski

"Working for the Knife"

Mit ihrer typischen, kraftvollen Stimme über dem düsteren Ambiente der Synthies verdeutlicht sie gemeinsam mit ihrem Langzeitproduzenten Patrick Hyland die Verzweiflung der Aussichtslosigkeit, die im Song aber nie wirklich zum Ausbruch kommt.

Theatralisches Musikvideo

Im Musikvideo dagegen kann man die Befreiung regelrecht miterleben, aber da wollen wir gar nicht zu sehr spoilern. Gedreht wurde es in The Egg in Albany, New York, einem Veranstaltungsort für darstellende Künste. Die Regisseurin Zia Anger hat gemeinsam mit der Kamerafrau Ashley Conner haben Mitski in dieser intensiven Choreografie eingefangen und zum dynamischen, furchtlosen Resultat beigetragen.

 

Gleichzeitig zur Single hat Mitski eine Europatour im Frühjahr 2022 angekündigt, bei der sie unter anderem einige Stopps in Deutschland einlegt.

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