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Philine Sonny über Zufälle, Zuhause und moralische Zwickmühlen

Philine Sonny. Da stimmt einfach alles. Vielleicht kennt ihr sie schon von meinem Beitrag über ihre Single "Same Light" - wenn nicht, wird es jetzt definitiv Zeit: Heute ist ihre Debüt-EP Lose Yourself erschienen, Philine und ich haben uns aus diesem Anlass virtuell zum Interview getroffen.
 
Herausgekommen ist dabei ein wunderbares Gespräch über Zufälle, moralische Zwickmühlen, das "Home"-Motiv und die Schattenseiten der Kreativität.

Foto: Fabian Süggeler



Fangen wir mal von vorne an. Im Oktober hast du deinen ersten Song "Lose Yourself" releast. Mit ihm bist du direkt auf allen möglichen Indie-Blogs gelandet. Viele Newcomer*innen warten ja jahrelang auf ihren Erfolg, bei dir hat es gleich beim ersten Song geklappt. Was waren denn deine Erwartungen an deinen ersten Song?

Also erstmal: Für mich war's crazy. Aber da gibt's ja auch Leute, die einen zu solchen Magazinen connecten, deswegen war ich nicht ganz unvorbereitet. Über Leo, der mein Management macht, wusste ich alles, was da in Planung ist. 
Aber es war so surreal, weil ich mache die ganze Musik so für mich und auf einmal lief das im Radio und ich hab's gar nicht gecheckt. Als es dann lief, dachte ich so, ja gut, es könnte jetzt auch bei mir am PC das 500.000 Mal laufen. Das ist für mich nicht wirklich ein Unterschied gewesen. 
Es ist wegen Corona natürlich voll schwierig, dass ich noch kein menschliches Feedback auf die Songs hatte. Das soll auch gar nicht so doof klingen, natürlich ist es ultra krass, dass da so eine Aufmerksamkeit ist, aber es ist immer das krasseste, wenn das von Menschen kommt, von Gesichtern.


Du hattest schon den Vorteil, dass du bereits bei MIGHTKILLYA gesignt warst. Wie kam denn die Zusammenarbeit zustande?

Ich habe im Februar 2020 einen Workshop gemacht, da waren auch Amilli und Leo da - ich bin aber gar nicht in deren Workshop gewesen. Am dritten Tag gab es so ein Abschlussding, da hab ich zwei Lieder von mir gespielt. Danach kam Leo so richtig random an mir vorbeigelaufen und meinte "Hey, ich schreib dich später noch mal an" und ist einfach weiter gegangen. Da stand ich dann, bin völlig ausgerastet und war dann so "Mhm, alllright, mach das".


Leo hat mir dann irgendwann geschrieben und ich hab ihm Demos geschickt - die waren auch alle noch scheiße. Dann haben wir uns getroffen und er meinte zu mir: "Also wir können das machen, aber ich hatte das Gefühl, das, was ich da jetzt dran gemacht habe, hat dir nicht so gut gefallen und so auf Dauer kannst du das bestimmt auch selber machen." 
Da dachte ich mir, der hat doch 'nen absoluten Schuss. Dann haben wir so ein halbes Jahr immer wieder hin und her geschrieben. Irgendwann später habe ich mich noch mal mit allen getroffen - das sind so vier fünf Leute, die safe immer dabei sind bei MIGHTKILLYA - und das war ultra chillig. Ja, so ist das irgendwie gekommen… Dieser komische Workshop, zu dem ich eigentlich gar nicht hingehen wollte, weil ich super scheiße drauf war…

Ach krass, manchmal braucht’s einfach ein paar Zufälle.

Ja, das waren ganz ganz viele Zufälle.

Bevor du deine eigene Musik veröffentlicht hast, hast du auch bei M.Byrd in der Band gespielt, was du quasi in einem TikTok manifestiert hast. Wie hat das denn tatsächlich geklappt? War das auch wieder so eine Anreihung von Zufällen?

Das ist eigentlich noch wahnsinniger. Also zu diesem Video wurde mir von ganz vielen Freunden von mir gesagt, dass das absolut cringe ist, deswegen schäme ich mich ein bisschen dafür (lacht).
Das ging so über tausend Bekannte zu M.Byrd. Also ich habe diesen Popkurs in Hamburg gemacht, darüber habe ich ein Gitarristen aus Wien kennengelernt, der hat mich einem Freund von ihm vorgestellt, Baumi. Mit dem hab ich mich irgendwann mal zum Musik machen getroffen und dann kam random Max (Anm. der Red.: M. Byrd) vorbei und ich wusste gar nicht, dass die sich kannten und bin völlig ausgerastet. 
Irgendwann hat er mich dann angerufen und gefragt, ob ich am Bass einspringen kann. So haben wir ein paar Konzerte gespielt, dann kam irgendwann das Reeperbahn-Festival, wo ich dann als fünfte Person mit dabei war. 


Dann kommen wir jetzt mal zu deiner EP. Du erzählst ja sehr persönliche Geschichten – von Depressionen, vom Verlust deines Opas, deinem Bruder. Hast du nicht auch manchmal Angst davor, solche Sachen zu teilen? 

Ich hab da ehrlich gesagt gar nicht so drüber nachgedacht (lacht). Also jetzt, wo du's sagst … Gerade mit "Same Light" hatte ich da so ein bisschen das Problem, weil der Song ist sehr persönlich, aber man versteht nicht so ganz, wovon ich rede, deswegen ist es nicht so schlimm. Aber wenn irgendwer die richtige Geschichte dahinter wissen würde, wäre es das peinlichste auf der Welt. Das ist ein bisschen dumm dann darüber Songs zu schreiben, aber darüber hab ich wirklich nicht nachgedacht. Ich hab ja auch viele der Songs geschrieben, bevor ich überhaupt vorhatte was zu veröffentlichen. 
Also ich hatte schon ein bisschen Angst, aber nicht so viel wie ich hätte haben sollen (lacht).

In "Lose Yourself" singst du über die Begleiterscheinungen von Depressionen. Vor ein paar Tagen hast du in deiner Story erzählt, dass deine Depressionen gerade wieder stärker sind. Das habe ich davor noch nie jemanden aus der Öffentlichkeit so aus der Jetzt-Perspektive erzählen hören. War das für dich selbstverständlich oder warum hast du dich dazu entschieden, das zu teilen?

Da hab ich auf jeden Fall drüber nachgedacht. Das war nicht so ein selbstverständliches Ding. Ich habe mich dann dazu entschieden, weil das einfach Teil von meinem Leben ist und das ist halt in jedem Tag von mir drin. 
Wenn ich das verstecken wollen würde, in dem Sinne, dass ich mein Handy dann weglege, fühle ich mich irgendwie eingeschränkt. Weil, auch wenn ich Depressionen habe und weirde Sachen denke, passiert alles andere gleichzeitig trotzdem noch. Also trotzdem habe ich eine nice Release-Party, auch wenn es mir davor kacke geht.
Es kam auch viel Feedback, deswegen fühle ich mich jetzt noch mehr encouraged, sowas noch öfter zu machen. Ist ja auch kein großes Ding eigentlich. 

Wie geht es dir denn gerade?

Schwierig. Es ist immer ein Auf und Ab würde ich sagen. Also jetzt im Moment ist super gutes Wetter, deswegen ist es ein bisschen besser, aber es kann morgen auch schon wieder anders aussehen. Natürlich ist gerade alles ein bisschen heavy, was so abgeht, neben den normalen Sachen. Es kommt zu den Depressionen natürlich jetzt der ganze Krieg dazu und Corona ist immer noch nicht so ganz vom Tisch - schon schwierig irgendwie.

Damit bist du auf jeden Fall nicht allein, glaube ich.

Dann sprechen wir mal über die einzelnen Songs. Auf der EP geht es an vielen Stellen über Zuhause. In "2015" singst du "I found home". Wo ist denn das Home, das du dort gefunden hast?

Foto: Unsplash | Ulrik Skare
Das ist Norwegen gewesen. Also ich war auf so einer weirden Kirchen-Freizeit und ich bin eigentlich gar nicht gläubig. Das war eine Gruppe aus dem Dorf, wo mein Papa gewohnt hat, und damit sind wir nach Norwegen gefahren.
Da war mein Opa gerade ein paar Monate tot, um genau zu sein 22 Wochen. Ist ein bisschen weird, dass ich das weiß, aber ich konnte damit nicht so gut umgehen und habe mir für jede Woche, die er tot war, so einen schwarzen Strich auf den Arm gemalt – 22 Wochen lang.
Damit hab ich aufgehört, als ich in Norwegen war. Wir waren da drei Wochen lang und irgendwann sind wir auf den Preikestolen gegangen, das ist eine riesige Klippe, die an einem Fjord ist und 600 m ganz steil runter geht. Du kannst dich an diese Klippe stellen und siehst gefühlt über ganz Norwegen. Und das war das erste Mal, dass ich da oben stand und dachte, alright, das wird schon wieder. Sowas schönes habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Das klingt alles ein bisschen cheesy, aber das war der Moment, wo ich wieder atmen konnte.

Du schreibst, dass "People" über ein zerrissenes Heimatgefühl auf verschiedenste Arten ist. Menschen, die auf der Straße leben, nicht dazugehören, Außenseiter sind. Das sind einige Themen, die du da anreißt. Was war denn der Ursprung zum Inhalt des Songs?
 
Da habe ich vorhin auch noch drüber nachgedacht, weil ich auch dachte, das sind schon verschiedene Themen, die mit Zuhause zu tun haben und ich weiß gar nicht so genau, wo es angefangen hat.
Ich hatte aber ein Erlebnis mit einem Mann in Hamburg. Das war auch bei diesem Popkurs und an einem Tag haben wir eine Übung gemacht, bei der wir uns eine Viertelstunde draußen hinsetzen sollten und gucken, was um uns herum passiert.
Ich bin an die Außenalster gegangen. Da hab ich Flötenmusik gehört und mich dann in die Nähe gesetzt und gesehen, dass das ein obdachloser Mann war, der Flöte gespielt hat. 
Mich hat das schon immer voll doll mitgenommen an Obdachlosen vorbei zu laufen. Ich weiß, es ist ein super egoistisches Ding, dass man immer denkt, das belastet mich voll, schnell weiter, das kann ich mir jetzt gerade nicht geben.
Nach fünf Minuten saß ich dann da und hab geheult wie nichts, weil das das erste Mal war, dass ich das länger beobachtet habe und man auf einmal die ganzen Leute, die man selber die ganze Zeit ist, einfach vorbei laufen sieht.
Ich weiß auch gar nicht, was ich daraus mitgenommen habe, ich fühle mich auch immer ein bisschen heuchlerisch, weil ich habe am Ende des Tages ja immer noch keine Ahnung, was bei denen abgeht und stelle mich hin und schreib einen Song darüber. Ich habe versucht es so zu machen, dass es immer noch von außen beschrieben ist.


Mit dem zerrissenen Heimatgefühl, was ja auch irgendwie so mit da drin ist: Also ich bin Dortmund eigentlich aufgewachsen und natürlich ist es hier ultra hässlich, das hat Herbert Grönemeyer auch schon gesungen. Das ist halt irgendwie eine hässliche Stadt, also Stahl-Dingens und Bergbauern-Scheiße. Aber irgendwie hat das was. Also ich bin jetzt auch nach Osnabrück gezogen zum Studium und war oft hier in Hamburg und dachte immer ich ziehe in so eine geile Großstadt, aber ich bin echt schon dabei mir wieder eine Wohnung im Ruhrgebiet zu suchen (lacht). Das wollte ich auch ein bisschen auch mit da reinbringen, auch weil ich kein richtiges Haus hatte, in dem ich aufgewachsen bin und keinen Ort, wo ich sagen würde, dass ist jetzt mein "Zuhause" Zuhause, weil wir super viel umgezogen sind. Deswegen ist das ein Thema, was mir sehr nahe liegt. 

Auf dem Outro zu "People" hört man jemanden sprechen, der auf der Straße lebt. Wo hast du die Audio gefunden?

Das ist ein YouTube-Video (lacht) Das klingt ein bisschen oberflächlich, aber es gibt so einen Mann, der mit Leuten, die auf der Straße wohnen, Interviews macht und die da ihre Geschichten erzählen. 
Ein Interview hat mich doll mitgenommen, weil der genauso alt war, wie ich. David, heißt er. Das waren genau die Sachen, die ich in den Song gepackt habe, die er dann noch ausführlicher erzählt hat. Das Interview hab ich danach gefunden und dachte, ich pack das noch da hinten dran.

Der Song hieß mal "Skid Row (Outro)". Skid Row ist ein bekanntes Viertel mitten in L.A., das sehr von Armut, Obdachlosigkeit und Gewalt geprägt istHat David da gelebt?

Ja, wir haben den Titel dann noch geändert, weil es ein bisschen anmaßend gewesen wäre. Also wir haben das Video auch in L.A. gedreht und hatten uns davor schon entschieden, den Song dann doch nicht so zu nennen. 
Aber wir sind mehr oder weniger aus Versehen durch diese Gegend gefahren und da hab ich auch ganz kurz daran gezweifelt, ob wir wirklich ein Video in L.A. hätten drehen sollen. Ich saß halt in dem Auto und wir sind da vorbeigefahren und das kann man sich nicht vorstellen, wie das da aussieht. Ich kam mir so bescheuert vor, wie ich da als Weißes junges Mädel, was halt irgendwie gut aufgewachsen ist und nicht wirklich mit dieser Problematik konfrontiert war in so einem Kack-SUV durch das Viertel fahre und dann meine, ich schreib da irgendwie einen netten Song drüber und fahre dann wieder nach Hause und setze mich in meine Bude in Osnabrück. Da habe ich mich kurz richtig bescheuert gefühlt.

Ich verstehe voll deinen Struggle. Ich wüsste auch nicht, wie ich damit umgehen würde.

Da hab ich auf jeden Fall viel drüber nachgedacht.


Dann kommen wir mal zum nächsten Song. "Oh Brother", den du für deinen Bruder geschrieben hast, ist musikalisch sehr reduziert auf die Akustik Gitarre. Du sagst, da bist du zu deinem musikalischen Ursprung zurückgekehrt. Was hat dich dazu inspiriert deine Musik in die Richtung zu entwickeln, wo sie jetzt ist?

Das ist ne gute Frage. Ich glaube mir wurde langweilig (lacht). Also mit Akustikgitarre ist man relativ schnell am Ende der Möglichkeiten und produziermäßig macht man halt auch nicht viel.
Produzieren ist auch so ein bisschen rumspielen, Sachen ausprobieren - wie so ein Computerspiel. Also du lernst auch so die Shortcuts und bist dann auf einmal ganz schnell und das macht einfach Spaß, deswegen wollte ich das glaube ich mehr machen.
Genau in die Richtung kam es dann, weil ich Anfang 2020 Bruce Springsteen und Bryan Adams und die ganzen 80s-Geschichten für mich entdeckt habe, als ich angefangen habe über die EP nachzudenken. Dann habe ich mir ein Chorus gekauft für die Gitarre und das war dann einfach so das Ding, wo ich gerade irgendwie voll drauf stand und it turned out to be, was ich wirklich richtig gerne einfach immer noch mag.

Im letzten Song "Postcards for mom and her friends" geht es darum, dass du realisiert hast, dass man sich nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt etwas Tiefergehendes für sein Leben wünschen "darf". Was meinst du damit genau? 

In dem Song sing ich ja auch, dass als Kind gefördert wird, dass man Musik macht, dass man malt und dass man Sachen macht und irgendwann kommt auf einmal so der Punkt, wo dann alle so sind: Sei mal nicht so kindisch, du musst wirklich gucken, dass du mal deinen Arsch hochkriegst und dass du was Richtiges machst. 
Ich hatte das Gefühl, dass einem das gerade als kreative Person so ein bisschen vorgegaukelt wird, dass das eine Möglichkeit wäre. Es ist natürlich eine überspitzte Sicht der Dinge, aber dann steht man da auf einmal, ist erwachsen und das ist so, guck selber, wie du klarkommst, aber so wie das als Kind war, funktioniert das alles nicht mehr. 
Das war als ich aus der Schule kam, wo ich dann nach einem Studium gucken musste und dann war meine Mama doch nicht mehr so glücklich, dass ich Musik mache und davor war's immer so: Meine Tochter singt im Schulchor, lass uns die ganze Familie dahin schleppen und dann auf einmal hieß es: Aber du kannst ja jetzt nicht Gesang studieren. Sowas meinte ich damit.

Aber glaubst du nicht, dass du dich als Musikerin in gewisser Weise aus dieser Welt ohne Träume gelöst hast? Du hast diese Kreativität, die als Kind gefördert wurde, ja nicht aufgegeben, sondern zu deinem Beruf gemacht. Du hast dich also nicht diesem gesellschaftlichen Druck hingegeben.

Voll, ich mache es selbst auch ein bisschen anders als es im Song beschrieben. Ich mache ja trotzdem irgendwie weiter, aber es hört jetzt gerade erst so ein bisschen auf, dass ich mit meinen Eltern so viel diskutieren muss und dass es irgendwie so ein Ding ist, dass das immer so belächelt wird. 
Bis da nichts real ist, also sprich Festivals oder irgendwelche Artikel, bis dahin war das immer alles trotzdem nur so ein Ding, das ich aus Spaß mache. Dieser Schritt, dass es wirklich was Professionelles ist, das dauert natürlich auch, bis sich das alles entwickelt. Jetzt langsam verstehen meine Eltern das aber. 
Es ist auf jeden Fall so, dass man sich da ein bisschen drüber hinwegsetzt und sagt, leckt mich am Arsch, ich mach das jetzt trotzdem, auch wenn das irgendwie bescheuert ist.


Kreativ zu arbeiten ist auch nicht immer einfach. "Same Light" war die zweite Single der EP. In der Ankündigung dazu hast du geschrieben "I still hate this song for what it made me go through but I’m sure someday I’ll be thinking it was worth it". Was daran hat dich so viele Nerven gekostet? 

Das war einmal das Thema, wovon der Song überhaupt handelt, womit ich dann natürlich immer wieder konfrontiert wurde, obwohl die ganze Geschichte zu der Zeit schon wieder vorbei war. Ich konnte ihn einfach nicht mehr hören. 
Ich wollte den auch erst gar nicht veröffentlichen. Wir hatten zehn Demos und davon haben wir sechs rausgesucht, die ich dann weiter gemacht habe und ich wollte eigentlich einen anderen Song machen und dann haben die anderen mich überredet, dass ich "Same Light" noch weiter mache. 
Ich fand ihn einfach irgendwie scheiße geschrieben, also ich finde die Akkorde langweilig. Die Demos klangen ganz ganz gruselig und das war alles super langweilig eingespielt. 
Jetzt sind da relativ viele verschiedene Elemente drin. Also am Anfang ist die Drum-Machine, dann ist Klavier in der ersten Strophe, Saxophone in der zweiten Strophe, ein Saxophon-Solo... Das war produktionsmäßig ziemlich anspruchsvoll für mich, das alles unter einen Hut zu kriegen. Ich war aber nicht zufrieden damit, den Song so zu lassen, dass er funktioniert ohne diese Ear-Candys. Ohne das wurde ich einfach wahnsinnig.

Jetzt kommt deine EP raus. Bist du inzwischen an dem Punkt, dass du denkst, es hat sich gelohnt, also "it was worth it"?

(Lacht) War’s auf jeden Fall. Also ich habe auch ultra viel gelernt durch den Song und durch die ganze EP. Ich habe ja jetzt erst überhaupt dieses Producing-Ding angefangen. Jetzt bin ich gerade an einem Punkt, wo ich auch endlich wieder seit einer Woche neue Songs aufnehme. Ich merke jetzt schon, wie viel einfacher das alles ist, wenn man schon ein paar Sachen ausgecheckt hat.
Ich habe ein bisschen Schiss, dass es genauso anstrengend und langwierig wird. Aber ich merke jetzt schon, dass es das auf jeden Fall wert war, weil alles viel intuitiver kommt.

Dann sind wir auch schon bei der letzten Frage. Hast du irgendwelche Träume, denen du durch deine EP ein bisschen näher kommen könntest?

Das ist auch eine gute Frage, da muss ich kurz drüber nachdenken… Ich sag das immer aus Spaß, aber es ist auch ein bisschen wahr. Vielleicht treffe ich eines Tages Sam Fender und dann werde ich ihm einen Antrag machen. (Lacht) Das ist das langfristige Ziel meiner Musik-Karriere.

Lose Yourself ist am 25. März via MIGHTKILLYA erschienen.

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